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Ist die Medizinische Versorgung im Landkreis AÖ am Scheideweg?

Die Negativschlagzeilen der Presse hinsichtlich unserer medizinischen Versorgung in den letzten Monaten reißen nicht ab. Viele Patienten sind verunsichert und befürchten Versorgungsengpässe, mal in der pflegerischen, mal in der ärztlichen Behandlung. Das Durchschnittsalter eines Hausarztes liegt bei 52,2 Jahren, ein Viertel ist älter als 60 Jahre und geht in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Es liegt auf der Hand, dass damit besonders in KrähschützBayern die flächendeckende medizinische Versorgung in Gefahr ist. Auch am Landkreis Altötting geht diese Entwicklung nicht spurlos vorüber. Pläne gibt es viele, die den Mangel schnell beseitigen sollen. Da wird diskutiert, dass Medizinische Versorgungszentren (MVZ) verstärkt für die hausärztliche Behandlung, Krankenhäuser für die ambulante fachärztliche Versorgung einspringen. Das heißt, bei einer notwendig gewordenen Untersuchung z.B. durch den Herzspezialisten geht der Patient nicht in die Praxis eines niedergelassenen Kardiologen, sondern sofort ambulant ins Krankenhaus zum Spezialisten. Dort müssten allerdings erst die Strukturen für den erwarteten Patientenansturm geschaffen werden. Zusätzlich muss gewährleistet sein, dass der Patient da auch vom Spezialisten und nicht vom angehenden Spezialisten behandelt wird.
Die Patienten eines Flächenstaates wie Bayern mit seinen ländlichen Strukturen schätzen die bisher noch bestehende hausärztliche Versorgung mit der ganz persönlichen Bindung „ihres“ Hausarztes, der vor Ort behandelt, der in der Not auch beim Patienten zuhause Therapien einleitet, ganze Familien über Jahrzehnte betreut. Ein MVZ bedeutet zentralisierte Medizin mit angestellten Ärzten, die auch mal schnell ihren Arbeitsplatz verlassen und sich nach einem anderen Betätigungsfeld umschauen, ohne dann den wirtschaftlichen Verlust der eigenen Praxis riskieren zu müssen. Deshalb halte ich die Abkehr vom bisherigen Hausarztsystem für einen politischen Rückschritt in der medizinischen Versorgung der Menschen unserer Region. Bereits jetzt wurden diesbezüglich im Landkreis Fakten geschaffen. Mit Fertigstellung des Dienstleistungs- und Facharztzentrums an der Kreisklinik Altötting entstehen dort MVZ`s, eine zentralisierte ambulante medizinische Versorgung, auch im hausärztlichen Sektor. Die Entfernungen vom Wohnort der Patienten bis zum MVZ am Krankenhaus werden immer weiter, je weniger Hausarztpraxen am Land nachbesetzt werden können. Nur, kann das Rad noch zurückgedreht werden? Ich meine ja, wenn man bereit ist, auch die entsprechenden Strukturen und Anreize zu schaffen.

Auch in unserem Landkreis gibt es junge Ärzte, die sich für den Beruf des Hausarztes interessieren. Ihnen sollten wir, so gut es geht, den Einstieg in die Tätigkeit vereinfachen. Dabei muss das insgesamt positive Bild dieser Tätigkeit vermittelt werden. Dazu können Gemeinschaftspraxen beitragen. Sie bieten flexible Arbeitszeiten und somit eine bessere Vereinbarkeit Familie und Beruf. Als Lehrpraxis gibt es die Möglichkeit, zukünftige Allgemeinärzte auszubilden und eine gute Bindung zu den Jungärztinnen (-ärzten) herzustellen. Dabei besteht auch die Chance, Nachfolger für die eigene Praxis zu finden.
Es gibt praktikable Lösungen, die unser Gesundheitswesen auch in unserem Landkreis voranbringen können. Gefragt ist der mündige Patient, der sich für sein Gesundheitswesen interessiert und im eigenen Interesse die Entscheidungsträger anspornt oder auch rügt. Denn, wie heißt es so schön: nach der Wahl ist vor der Wahl!

Dr. med. Franz Krähschütz

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Soziales Engagement für die Ärmsten der Armen

Altöttinger Nepalhilfe „Sano Madad“ feiert 7.Geburtstag

Schlange stehen zur ZahnbehandlungGegründet wurde der Verein „Ausbildungsförderung bedürftiger Kinder in Nepal e.V“ oder besser bekannt als „Sano Madad“ vor nunmehr genau sieben Jahren. Seit vier Jahren steht dem Verein der Altöttinger Zahnarzt, Herbert Nennhuber, vor. Dass das vergangene Jahr kein „verflixtes siebtes Jahr“ wurde, dafür sorgte das Altöttinger Mediziner-Ehepaar, Karin und Peter Widmann. Sie unterstützten den Vereinsvorstand bei der gemeinsamen Reise nach Nepal, bei der alle 20 Patenkinder und deren Familien besucht werden konnten. „Wir versuchen, dass jedes Jahr Vereinsmitglieder nach Kathmandu reisen, um sich mit den Kindern und deren Familien zu besprechen und um neue Patenkinder auszuwählen.“, so Nennhuber.
Die letzte Reise fand im Frühjahr 2013 statt, wobei bei elf Kindern ein Schulwechsel veranlasst wurde: „Die hygienischen und sanitären Verhältnisse sind in Nepal generell problematisch, aber die Lebenssituation unserer Patenkinder in einem der Internate war dermaßen verkommen, dass ein Schulwechsel in ein besseres (=teureres) Internat unbedingt notwendig wurde.“, weiß der 2. Vorstand, Dr. Peter Widmann zu berichten.
Die Kinder sind sehr dankbar für jede Art von HilfeDazu muss man wissen, dass es sich bei den Schützlingen des Vereins um die Kinder tibetischer Flüchtlinge handelt, welche im Zuge der Besetzung Tibets durch die Volksrepublik China aus ihrer Heimat über das Himalaya-Gebirge ins südlich gelegene Nepal geflüchtet sind. Dort leben die Familien völlig isoliert in abgelegenen Bergdörfern auf über 3000 Metern Höhe, in der kargen Berglandschaft auf sich allein gestellt. Ein staatliches Bildungs- oder Sozialsystem existiert nicht. Die Familien versorgen sich notdürftig mit Ackerbau und der Aufzucht von ein bis drei Yaks. So nennt man die landestypischen Rinder, die an die Höhe und die vorherrschende Kälte angepasst sind. Als Buddhisten schlachten die Tibeter keine Tiere, um sie zu essen. Vielmehr geben die Yaks ein wenig Milch und mit dem Dung kann man die offene Feuerstelle in den Hütten heizen oder die Steinhäuser verputzen, um sich vor dem eisigen Wind im Winter ein bisschen abzuschotten.
Die Eltern der Kinder hatten keinerlei Möglichkeit, selbst die Schule zu besuchen. Sie sind ungebildete Analphabeten, die ihren Kindern nichts beibringen können. Um eine Schule besuchen zu können, werden die Kinder vom Verein in ein Internat nach Kathmandu eingeschult, wo sie – 3 Tagesreisen entfernt – Zugang zur Bildung erhalten.

Ackerbau wie bei uns vor hunderten von JahrenEinnahmequellen für Geld existieren für die Familien kaum, da sich nur sehr wenige Touristen in die Bergregionen verirren. Umso schwerer wiegt ein Schicksalsschlag, wenn zum Beispiel ein Familienmitglied ernsthaft erkrankt. Da es keine gesetzliche Krankenversicherung gibt, befinden sich unter den geförderten Kindern einige Halbwaisen, bei denen vorher Haus und Vieh für eine erfolglose Krebstherapie eines Elternteils verkauft worden sind. Zwei Patenkinder sind körperlich behindert.

Vor diesem Hintergrund war es nur allzu verständlich, dass die Reisegruppe des Vereins, unter anderem bestehend aus zwei Zahnärzten und einem Urologen, (zahn-)medizinische Hilfe mit an Bord hatte: Im Rahmen eines Einsatzes für „DWLF – Zahnärzte ohne Grenzen“ konnte vor Ort zahnmedizinische, aber auch allgemeinmedizinische Hilfe umsonst angeboten werden.

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERADem Verein gehören zurzeit etwa 50 Mitglieder an. Jedes Mitglied unterstützt die Kinder in Nepal mit seinen 50 Euro Jahresbeitrag. Einige Mitglieder übernehmen sogar direkte Patenschaften für ein Kind in Höhe von 35 bis 100 Euro monatlich. Sämtliche Zuwendungen werden vom Finanzamt als allgemeinnützige Spende anerkannt. Die Verwaltungskosten des Vereins schwankten in den letzten Jahren zwischen 0,5 und 0,3 %, worauf die Verantwortlichen besonders stolz sind: „Jeder Euro, den wir in Deutschland für die Patenkinder des Vereins sammeln können, soll wirklich den Kindern in Nepal für ihre Ausbildung zur Verfügung stehen.“ rechtfertigt Dr. Karin Widmann ihr Engagement für den Verein. „Das Geld wird im Internat außer für Bildung noch für die Verpflegung, für Kleidung und für die medizinische Grundversorgung verwendet. Das sind Grundvoraussetzungen dafür, dass diese Menschen eine lebenswerte Zukunft in Aussicht haben.“

Wer sich für die Arbeit des Vereins oder auch einfach nur für dieses faszinierende Land interessiert, erhält Informationen unter www.sanomadad.de oder bei den Verantwortlichen Dr. Herbert Nennhuber (08671/12304) und Dr. Karin Widmann (08671/6806).

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Das alltägliche Wunder – Der Weg zur Schule

Wenn ich nach der Mittagspause wieder zum Dienst in die Berufliche Oberschule bzw. zur Berufsschule fahre, danke ich jedes Mal unserem Herrgott für seinen Beistand. Wie viele andere Radfahrer fahre ich die Kardinal-Wartenberg-Straße durch das Schulzentrum in einer Richtung, die um diese Uhrzeit mehr als gefährlich ist.
Denn mittags werden sehr viele Schüler des König-Karlmann-Gymnasiums von ihren Eltern direkt vor der Haustür abgeholt. Lehrer und Schüler der Berufsschule und der Beruflichen Oberschule haben Mittagspause oder bereits Unterrichtsende. Sie alle fahren die Kardinal-Wartenberg-Straße in Richtung Stadtmitte und rechnen, obwohl dies keine Einbahnstraße ist, nicht mit Gegenverkehr.
Zweites Problem sind die Schüler, die völlig unachtsam – mit den Gedanken ganz woanders oder mit dem Handy beschäftigt, dir halb ins Fahrrad oder auch ins Auto laufen.
Ich habe die große Bitte an die Verantwortlichen in Landratsamt und Stadt:
Findet eine Lösung für die Wegeproblematik im Schulzentrum!
Wartet nicht, bis angeblich die Schülerzahlen sinken!
Das könnte zu spät sein!

Christine Meinecke
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Familie als Grundlage einer gesunden Stadtentwicklung

Die Stadt Altötting hat in den vergangenen Jahren in Kooperation mit den jeweiligen Trägern mehrere Kinderkrippen eingerichtet und plant aktuell eine neue. Damit ist Altötting gut gerüstet, um den Rechtsanspruch der Eltern, die ihre Kinder mit Vollendung des ersten Lebensjahres in eine Kinderkrippe geben wollen, zu erfüllen. Doch nicht nur bei den Kinderkrippen und Kindergärten ist Altötting gut aufgestellt: Ein breites Angebot an Schulen ermöglicht alle Bildungsabschlüsse und macht unsere Heimatstadt zu einer Schulstadt. Zudem wurden alle Schulen in den vergangenen Jahren energetisch saniert und auf den neuesten Stand gebracht.
Die Stadt bietet zehn Spielplätze im gesamten Stadtgebiet (einer davon in Holzhausen), der neu geschaffene Park am Panorama könnte durchaus noch mehr als Treffpunkt wahrgenommen und genutzt werden. Altötting leistet sich ein Freibad mit vielfältigem Sport- und Freizeitangebot und hat hier in den vergangenen Jahren immer wieder Neuerungen vorgenommen. Für jedes Neugeborene spendiert die Stadt einen Gutschein für eine Familienjahreskarte.
Ebenso wurde die Stadtbücherei im vergangenen Jahr umgebaut und modernisiert. Die ANJAR und zahlreiche Vereine bieten auf den verschiedensten Gebieten Freizeit- und Beschäftigungsmöglichkeiten für alle Altersgruppen und werden in ihrer Arbeit von der Stadt in ideeller aber auch finanzieller Hinsicht unterstützt. Darüberhinaus hat die Stadt Baugrundstücke ausgewiesen und bei der Bewerberauswahl vor allem junge Familien berücksichtigt. Und mit dem Kultur+Kongress Forum hat die Stadt einen Veranstaltungsort, der das kulturelle Leben in Altötting für alle Altersschichten maßgeblich bereichert und erweitert.
Reicht dies, damit sich auch Kinder und Jugendliche in unserer Stadt wohlfühlen, damit Altötting für junge Familien attraktiv ist, damit junge Menschen nach Ausbildung und Studium gerne hier leben? Und wie sieht es später im Alter aus?
Familie braucht Platz für Wohnen und Freizeit, Perspektiven für Bildung und Kultur und Unterstützung für den Einklang von Familie und Beruf. Man kann sicherlich festhalten: In vielen Bereichen sind die Hausaufgaben von Seiten der Stadt gemacht. Doch Selbstzufriedenheit führt zu Rückschritt. Auch in Zukunft ergibt sich ein breites, zentrales Aufgabenfeld für Altötting, dem sich die Stadt mit einem offenen Ohr für die Anliegen der Bürger und einem Blick auf Realisierbarkeit und Finanzierbarkeit widmen muss.

Andrea Wibmer

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